Das sind die Gewinnerfilme des BKJFF 2024:

Kategorie bis 8 Jahre, gestiftet vom Freistaat Bayern
„Der Schatz“ von MehrGenerationenhaus aus Waldmünchen und Medienfachberatung Oberpfalz

Im Film „Der Schatz“, des Filmteams des MehrGenerationHaus Waldmünchen und der Medienfachberatung für den Bezirk Oberpfalz, geht es um die Abenteuer von drei Ritterinnen und Rittern. Sie haben die wichtige Aufgabe einen kostbaren Goldschatz in einer alten Holztruhe zu bewachen. Die Drei könnten nicht unterschiedlicher sein: tollpatschig, schlau und der Dritte ist ein ziemlicher Angeber. Als sie eines Tages angegriffen werden, schmieden sie einen schlauen Plan, um den Schatz zu beschützen. Ob sie erfolgreich waren, wird hier natürlich nicht verraten, denn wir wollen ja nicht „spoilern“!
Die Filmgruppe hat in ihrer Produktion viele schöne und passende Drehorte gewählt, vor allem die Ausstattung der Szenen und die Kostüme sind hier besonders gelungen. Die Auswahl der Schauspielerinnen und Schauspieler für die einzelnen Rollen werten die ganze Geschichte zusätzlich auf, herauszustellen ist hier auch der sehr gute Erzähler. Auch die gute technische Umsetzung und die sehr passend gewählte Musik machen diesen zauberhaften Film sehr sehenswert. Die spannende aber auch gleichzeitig witzige Geschichte hat uns alle überzeugt.

BKJFF2024: Laudatio “Der Schatz” [PDF]

Kategorie bis 9 bis 12 Jahre, gestiftet vom Freistaat Bayern
„Die perfekte Stadt“ von Café Krempl Kids Erlangen

Der Film „Die ‚perfekte‘ Stadt“ ist bereits die zweite große Produktion der Café Krempl Kids aus Erlangen und die Fortsetzung zu Teil Eins. In der fiktiven Stadt, in der laut dem Bürgermeister „Alles ‚perfekt‘ ist!“ geschehen unerklärliche Dinge: Dem Hausmeister werden die Schlüssel geklaut und die Primaballerina verschwindet spurlos. Da die örtliche Polizistin, ganz charaktertreu nur auf der Suche nach Donuts anstatt auf Verbrechen ist, muss das Detektivteam wieder mal ran. Mit viel Witz und Freude am Schauspiel, hat das Filmteam einen in voller Länge sehenswerten „Kassenschlager“ produziert.
Eine wirklich coole Geschichte, sehr gute Schauspieler und Schauspielerinnen, toll ausgewählte Drehorte, eine gelungene Ausstattung und gut gewählte Musik machen den Film zu einer wirklich exzellente Produktion.
Das Finale des Films macht Lust auf mehr und wir freuen uns schon auf weitere Produktionen der Café Krempl Kids.

BKJFF2024: Laudatio “Die perfekte Stadt” [PDF]

Besondere Anerkennung der Kinderjury
„Massenhaft Gründe“ von Video-AG Grundschule Rieden

„Massenhaft Gründe“ ist einer von zahlreichen fantastischen Filmen, die von der Video-AG der Grundschule Rieden die letzten Jahrzehnte im KINDERPROGRAMM gezeigt wurden.
Wieder einmal hat es das Filmteam geschafft mit vielen witzigen Ideen, guten Schnitten, unterschiedlichen filmtechnischen Mitteln und passender Musik das Publikum zum Lachen zu bringen. „Massenhaft Gründe“ zeigt auf, warum es gefährlich ist zu lesen, gibt die unterschiedlichsten Beispiele, warum „Lesen die Dummheit gefährdet“ und hat damit wieder ein kleines Meisterwerk auf die Leinwand gezaubert!
Mit unserer BESONDEREN ANERKENNUNG möchten wir nicht nur die aktuelle Produktion ehren, sondern auch die langjährige Arbeit der Video-AG. Mit euren Produktionen habt ihr in so vielen KINDERPROGRAMMEN den Zuschauenden wunderbare Momente beschert und mit viel Witz und Kreativität auch ernste Themen bearbeitet. Ein großer Dank geht auch an den Leiter der Video-AG, Egid Spies, der mit seiner medienpädagogischen Arbeit an der Grundschule Rieden ein großer Förderer der aktiven Medienarbeit war. Wir freuen uns schon auf weitere Produktionen!

BKJFF2024: Laudatio Anerkennung “Massenhaft Gründe” [PDF]

Kategorie 12 bis 16 Jahre, gestiftet vom Freistaat Bayern
„Boss for a Day“ von Team Filmstars aus Hof

„Schule ist igitt, Schule ist so scheiße, ich hab gar keinen Bock auf Schule. Am liebsten würde ich zu Hause Handy schauen“. Mit diesen Sätzen beginnt der Film „Boss for a Day“. Sätze, die wohl für viele Jugendliche sehr nachvollziehbar sind. Da kann dann schon mal der Wunsch aufkommen, einmal selbst den Takt vorzugeben. Einmal die strengen Regeln der Schule abschaffen! Einmal tun und lassen können, was man will. Einmal „Boss for a day“ sein! Das klingt für viele wie ein zauberhafter Traum – so auch für unsere Protagonistin Lilly, deren Wunsch für kurze Zeit tatsächlich in Erfüllung geht. Nach einer magischen Begegnung wird sie zur Direktorin und hebelt die Gesetze der Schule aus. Doch der Traum entpuppt sich schnell als Albtraum. Das totale Chaos bricht aus, auf den Gängen wird geprügelt, Unterricht wird unmöglich, Lehrkräfte beginnen zu streiken. Dadurch merkt Lilly: Verantwortung für eine Schule zu übernehmen, ist doch nicht ganz so einfach, Regeln sind gar nicht mal so schlecht, und sie wünscht sich letztendlich wieder ein Kind sein zu dürfen.
Die Filmgruppe bringt mit viel Spielfreude, einfachen Mitteln und toller Teamleistung eine spannende und sehr unterhaltsame Transformationsgeschichte auf die Leinwand, die lange nachhallt. Hervorzuheben sind neben der gelungenen Dramaturgie, dem Humor und den lustigen Charakteren auch die schauspielerischen Leistungen, insbesondere der Hauptdarstellerin. Für diese traumhafte Arbeit zeichnet die Jury den Film „Boss for a Day“ der MMS Film AG Münster Crew mit dem Bayerischen Jugendfilmpreis in der Kategorie 12-16 Jahre aus. Herzlichen Glückwunsch!

Kategorie 17 bis 21 Jahre, gestiftet vom Freistaat Bayern
„The Madman“ von Team Ainbahnstraße aus Weiden

Der phantastische Antihelden-Film “The Madman” entführt uns in ein kleines Dorf, in dem der nach Anerkennung suchende Toni jede Nacht in die Rolle des geheimnisvollen Madman schlüpft. Doch anstatt als großer Held gefeiert zu werden, wird er selbst zum Verbrecher. Zum Glück gibt sein treuer Freund Robin ihn nicht auf. “Madman” zieht uns sofort in ein fantastisches Abenteuer hinein, das sich hinter dem scheinbar langweiligen Alltag zweier Jugendlicher in einem kleinen Dorf mit Aushilfsjobs und Träumen von der großen Stadt verbirgt. Mit einer kraftvollen Bildsprache, treffsicheren Genre-Verweisen und kreativem Worldbuilding, das an große Vorbilder wie Batman erinnert, fesselt uns der Kurzfilm von der ersten Minute an. Die große Liebe zum Detail – man denke an die explodierende Tankstelle – ein immersives Sounddesign und ein präziser Schnitt tun ihr Übriges. “Madman” ist dabei sehr humorvoll, verrät aber seine Charaktere nie und erzählt abseits des Spektakels, das Schwertkämpfe und eben eine explodierende Tankstelle umfasst, eine Geschichte über Freundschaft und wahre Wertschätzung.

Besondere Anerkennung der Jugendjury
„Pandora“ von Ester Růžičková aus Lauf an der Pegnitz

Virtuos spielt die junge Autorenfilmerin Ester Růžičková mit dem Mythos der Pandora und interpretiert diesen kunstvoll und eigensinnig. Die Regisseurin inszeniert sich selbst als junge Frau, die sich nach einem Drogenrausch sehnt und die Nüchternheit als Qual empfindet. Dabei gelingt ihr ein Kunstwerk. Von Beginn an werden wir radikal in die kompromisslose Subjektivität der Autorin hineingezogen.

Sehr feinsinnig erkundet der Film das Lebensgefühl einer jungen Frau, die zwischen Langeweile und dem unüberwindbaren Verlangen nach dem gefährlichen Rauschmittel oszilliert. Mit Überblendungen, Verzerrungen, Farb- und Musik-Kollagen sowie surrealen Filmelementen werden wir Teil ihres Stream of Consciousness. Mutig experimentiert hier eine junge Filmkünstlerin mit psychoaktiven Substanzen und Bildern, ohne dabei abzuheben. Bemerkenswert ist die fantasievolle und bildgewaltige Filmsprache und der klare Blick der Autorin, selbst in den Momenten, in denen die Filmbilder beginnen zu verschwimmen und den Zuschauer verzaubern. Das ist große Filmkunst von einem noch jungen Regietalent.

Kategorie 22 bis 26 Jahre, gestiftet vom Freistaat Bayern
„Beraa & Alaa“ von filmgruppe algo aus Schweinfurt

Die Dokumentarfilme „Alaa & Beraa“ erzählen die Geschichten von Beraa Hussein und Alaa Tahhan, die als junge Menschen den Krieg in Syrien hautnah miterlebt und es geschafft haben, nach Deutschland zu fliehen. In Syrien hatten sie große Angst um ihre Familie. „Der Krieg wird immer noch schlimmer und er kennt kein Ende.“ Hier in Deutschland wollen sie versuchen, ihr Leben nochmal neu von Anfang an zu beginnen: ein normales Leben führen und ein Teil der Gesellschaft werden. Schwimmen, tanzen und joggen, die Sprache lernen und keine Angst um die Sicherheit ihrer Kinder haben müssen.
»Niemand sollte so etwas erleben müssen«, sagt Beraa. Ihre Angst, ihre Sorgen aber auch ihre Hoffnung werden für den Betrachter in dieser kurzen Zeit spürbar. Eine abwechslungsreiche Bildgestaltung, die vertrauensvolle und feinfühlige Atmosphäre in der Kameraarbeit und der gute Ton formen diese Portraits zu einem stimmigen Werk. Doch am stärksten sind der Mut und die Offenheit der Protagonistinnen Alaa und Beraa hervorzuheben, die das Projekt mit ihrer Liebenswürdigkeit, ihrer Ehrlichkeit und ihrer Verletzlichkeit zu einem Preisträgerfilm machen. Ihre zutiefst bewegende Geschichte hat uns emotional stark berührt und wird uns noch lange beschäftigen. Unsere Glückwünsche gehen an die Filmegruppe „algo“ vom staatl. berufl. Schulzentrum Schweinfurt und wir gratulieren zum Bayerischen Jugendfilmpreis in der Alterskategorie 22-26 Jahre.

Kategorie Medienhochschule/Junge Professionelle, gestiftet vom Bezirk Niederbayern
„No Limits“ von Kilian Glassner; Fabian Gruber; Anna Meck; Adrian Strohmer aus München

Stell dir vor, du surfst auf einer endlosen Welle, die Augen immer geschlossen. Mit sanften Körperbewegungen dirigierst du das Surfboard, um dich perfekt auf der Welle auszubalancieren. Du verlässt dich auf dein Gespür – dein ganzer Körper, deine Aufmerksamkeit verbinden dich mit deinem Board. Um von so einem besonderen Gefühl zu erzählen, braucht es viel Feingefühl und Präzision.
„No Limits” von Kilian Glassner und Fabian Gruber hat es geschafft, dieses Gefühl filmisch zu interpretieren. Mit einer gefühlvollen und zugleich sehr bestimmten Kameraführung und einem ausgeprägten Gespür für Nähe und Distanz tauchen wir in die Wahrnehmungswelt des jungen Surfers Ben Neumann ein. Nachts, wenn es an dem bekannten Surfspot am Eisbach ruhig geworden ist, gehört die Welle ihm.
Die filmischen Mittel werden hier hervorragend eingesetzt. Bemerkenswert ist das präzise Timing im Schnitt, der kunstvolle Umgang mit Musik in Verbindung mit den Slow-Motion-Sequenzen. Auch der spielerische und intelligente Einsatz von Farbe in dem Schwarz-Weiß der Nachtaufnahmen ist cineastisch auf einem hohen Niveau. „No Limits” erzeugt eine Sogwirkung, und den Filmemachern gelingt es, den besonderen Blick des Protagonisten auf unsere Welt berührend einzufangen und ihm nahezukommen: Wie verändern sich Erinnerungen, Träume und abgespeicherte Bilder, wenn keine neuen hinzukommen? Dieser Dokumentarfilm ist in all seinen Facetten sehr fein gearbeitet und von bemerkenswerter Tiefe. Ein Film, der lange nachhallt und vor Lebensfreude sprüht. Herzlichen Glückwunsch an das Team.

Sonderpreis zum Sonderthema „Held*innen“, gestiftet vom Landkreis Passau
„Their Faces“ von „Die Süßratten AG“ aus München

Their Faces bereichert uns mit der Perspektive einer Frau, welche eine (Triggerwarnung:) Vergewaltigung erlebt hat. Laut offiziellen Zahlen erlebt in Deutschland jede siebte Frau eine solche Vergewaltigung im Laufe ihres Lebens. Wir sehen die Protagonistin in ihrem Alltag, die Reaktionen ihres Mitbewohners, die einerseits unbeholfen und andererseits beschwichtigend sind. Ihre queere Freundin, die sich unaufgefordert mit ihr solidarisiert und selbst von männlicher Übergriffigkeit betroffen ist. Der Film zeigt diese Protagonistin – wunderbar gespielt von Daria Welsch – facettenreich. Erdrückt, sich ablenkend, panisch, wütend und zuletzt in einem Akt der Selbstermächtigung. Denn (Zitat): „Nur eine von hundert Frauen erlebt die Verurteilung ihres Täters.“ Diese Protagonistin ist eine Heldin, allein dadurch, dass sie da ist und versucht weiter zu leben. Dieser Film ist heldenhaft, da er die zu selten erzählte Perspektive von betroffen Frauen einnimmt. Mögen solche Filme den vielen Betroffenen das Gefühl geben, dass wir sie sehen und allen anderen und der Gesellschaft insgesamt: dass sich diesbezüglich dringend etwas ändern muss. Der Preis für das Sonderthema „Held:innen“ 2024 geht an „Their Faces“.

Sonderpreis der Jury, gestiftet von der Stadt Passau
„Wenn du einfach nicht reinpasst“ von Long Huy Dao aus Nürnberg

Vor diesem Film ziehe ich meinen Hut. In kürzester Zeit nimmt er uns mit in die Lebensrealität des Filmemachers Long Huy Dao. Er erzählt eine Geschichte, seine Geschichte des „Nicht-Reinpassen“, des in „Schubladen-gesteckt-werden“ und tagtäglich rassistischen Erfahrungen machens. Alltagsrassismus ist der Fachbegriff hierfür und ja, auch freundlich gemeinte Aussagen wie „ihr könnt das halt“ gehören dazu. Millionen von Menschen in unserem Land erfahren dies tagtäglich – und darüber hinaus oft auch weit Schlimmeres. Long Huy Dao schafft es, mit seiner großartigen Animation am Beispiel von einem Dreieck in einer Welt voller Vierecke, dass wir zuhören, dass wir uns ertappen, dass uns der Atem stockt. Zuletzt werden wir direkt angesprochen: sind wir bereit all diese Vorurteile zu beseitigen? Ich möchte brüllen: Ja! Der Spezialpreis der Jury 2024 geht an „Wenn Du einfach nicht reinpasst“.

Preis der jungen Filmemacher*innen, die beim BKJFF in Passau zu Gast waren, gestiftet von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM)
„Margherita“ von Erik Hellfeier aus Ansbach